Raging Fire

Beim Fantasy-Fimlfest lief 2021 Raging Fire. Dies ist der letzte Film des Martial-Arts-Meisters Benny Chan.

Benny Chan ist für das Action-Kino aus Hongkong bekannt, durch seine Zusammenarbeit mit Jackie Chan und Johnnie To. Da der Regisseur 2020 an Krebs verstorben ist, ist Reging Fire sein Vermächtnis.

Der Film bietet Action-Choreografie auf allerhöchsten Niveau. Die Zutaten sind für diese Art Hongkong-Filme zwar bekannt: Autojagden, Schießereien und Kampfszenen, immer recht blutig und um einiges rasanter als wir das Hollywood kennen. Aufwändige Stunts, passender Schnitt und Selbstironie heben Hongkong-Action-Filme doch immer wieder ab. Auch wenn alle Zutaten bekannt sind, hat es Chan in Raging Fire verstanden, dass Publikum mit schneller und spannender Inszenierung zu fesseln. Szenenapplaus habe ich bei dem Festival bilsang nur in diesem Film erlebt.

Zwischen der Action begegnen sich die Protagonisten zunächst ohne Wissen, wer auf welcher Seite steht. Chan gelingt es so, eine atmosphärische Spannung herzustellen, wie wir sie aus Infernal Afairs kennen. Dabei setzt sich der Plot ohne Melodramatik mit Fragen von Gut und Böse auseinander. Fast etwas uninteressant wirkt dabei der prinzipientreue Officer Bong, aus dessen Perspektive wir die Handlung verfolgen. In Gerichtsverhandlungen versteht aber Donnie Yen den Polizisten sehr differenziert darzustellen. Sein Gegenspieler Ngo wird von Nicholas Tse nicht minder gekonnt gespielt. Allerdings ist für mich der Wandel dieser Figur vom Hard-Boiled-Cop zum nihilistischen Killer an einigen Punkten nicht plausibel entwickelt. Man kann auch die an vielen Stellen etwas leichte Vorhersagbarkeit des Plots kritisieren.

Die Schwächen des Plots werden nicht nur durch Action, sondern auch durch unzählige visuelle und dramaturgische Details kompensiert. So lernen wir am Anfang, dass Bongs gestorbener Mentor Christ war. Der Film endet in einer sich neben der Hongkonger-Skyline schon absurd klein aussehenden Kirche. Diese wie andere Referenzen an die britische Kolonialzeit finden sich auch in den englischen Phrasen („Yes Sir“), mit denen sich die Polizisten äußeren und die sogar auf Aushängen dargestellt sind. So etwas habe ich in jüngeren Hongkong-Filmen schon lange nicht mehr gesehen. Hat hier Benny Chan ein Statement zur politischen Entwicklung der Stadt abgegeben? Oder gehört die einzigartige Mischung chinesisch-britischer Kultur einfach für Chan zu Martial-Arts Filmen aus Hongkong? Wie auch immer: Es bleibt zu hoffen, dass diese Art Kino die zunehmende Einflussnahme Pekings überlebt. Raging Fire beweist, wie in Hongkong Martial-Arts auf allerhöchstem Niveau gedreht werden kann.

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